Bühne für die Friedensstifter
Ein neues Museum in Nordirland beschäftigt sich mit Bedeutung und Wert von Frieden und seiner Rolle in der Geschichte der Insel

Frankfurt am Main, 30.07.2024 – Nach zehnjähriger Planungs- und Bauzeit hat in der nordirischen Grenzstadt Derry-Londonderry ein Museum eröffnet, das an ein relativ junges Kapitel der irischen Geschichte erinnert: den von den späten 1960ern bis in die 1990er-Jahre andauernden Nordirland-Konflikt. Angesiedelt im neu entwickelten Gasyard Centre im außerhalb der historischen Stadtmauer gelegenen Viertel Bogside soll sich das Peacemakers Museum mit der politischen Entwicklung Nordirlands auseinandersetzen. Und vor allem der Frage nachgehen, wie aus jahrzehntelangen gewalttätigen Konflikten der Frieden von heute werden konnte.
Um die Erinnerungen daran in einem Museum am Leben zu halten, eignet sich kaum ein Ort besser als Bogside, wo sich 1969 mit der Schlacht von Bogside einer der Schlüsselmomente für die Eskalation der „Troubles“ ereignete. Drei Jahre später kam es ebenfalls hier zum Bloody Sunday. Zwischen all den tragischen Momenten, fanden vor diesem Hintergrund hier aber auch Menschen zusammen, die über Jahre den Weg zum Frieden ebneten. Das Museum gibt den Besuchern die Möglichkeit, die Geschichte der Bogside-Gemeinde kennenzulernen und zu erfahren, auf welche Weise ihre Bewohner zum Übergang vom Konflikt zum Frieden beigetragen haben.
Dabei geht es auch um die Rolle von Frauen und jungen Menschen bei der Entwicklung der Gesellschaft und um die Rechte der Frauen, um die Gewerkschaftsbewegung und die Erfahrungen der LGBTQ+-Gemeinschaft sowie die Rolle von Kultur und Sport in der Gemeinde. Das Museum befasst sich auch mit der Rolle des ehemaligen stellvertretenden Ersten Ministers Martin McGuinness, des Friedensnobelpreisträgers John Hume und des ehemaligen Sprechers der Versammlung Mitchel McLaughlin, die den Friedensschluss durch das Karfreitagsabkommen 1996 aktiv mitgestalteten. All sie prägen damit noch heute nicht nur das Leben in Derry~Londonderry, sondern auch in ganz Nordirland und auf der gesamten Insel. Um das zu zeigen, nutzt das Museum große Mengen Archivmaterial, Interviews mit 50 Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt sowie interaktive Elemente, die Besuchern dabei helfen, in die Geschichte einzutauchen. Außerdem zu sehen sind Artefakte und Installationen zu lokalen Wahrzeichen wie der Free Derry Wall und den ehemaligen Rossville-Wohnungen.
So soll das Peacemakers Museum laut Projektmanager Michael Cooper sowohl für Menschen aus der Umgebung von Derry~Londonderry als auch für Gäste der Region spannend werden, weil es „die persönlichen Geschichten von über 50 Menschen aus der Stadt“ erzählt. Sie alle kämen aus ganz unterschiedlichen sozialen und politischen Umfeldern und beschrieben in Interviews ihre persönlichen Erinnerungen aus der Zeit zwischen 1972 und 2007. Für Dr. Paul Mullan, der als Nordirland-Zuständiger beim National Lottery Heritage Fund des Vereinigten Königreichs für die Förderung des Projekts verantwortlich war, ist das Peacemakers Museum eine optimale Ergänzung für bestehende Attraktionen wie das Museum of Free Derry, das Siege Museum sowie das Geschichtszentrum Aras Colmcille.
Das Museum, das neben einem Café auch über Meeting-Räume und einen für Events nutzbaren Außenbereich verfügt, hat an Wochentagen ganzjährig von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet sowie an Wochenenden zwischen April und September von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet 8 Pfund (9,50 Euro). Nähere Infos bietet die Webseite des neuen Museums.
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Tipps am Rand zwischen Nord und Süd
Wer sich in Nordirland mit der Geschichte des Nordirland-Konflikts auseinandersetzen möchte, wird auch außerhalb des neuen Museums in der Grenzstadt Derry~Londonderry fündig. Ebenfalls in Bogside lohnt sich ein Spaziergang entlang der ikonischen Murals, die auf künstlerische Art und Weise an den Konflikt und den Friedensschluss nach dem Karfreitagsabkommen erinnern. In dem Viertel, das während der „Troubles“ Schauplatz mehrerer historisch bedeutender Momente war, finden auch Führungen statt. Darüber hinaus gibt es seit einigen Jahren auch im historischen Teil des vielseitigen Ulster Museum in Belfast die Ausstellung „The Troubles and Beyond“ sowie ebenfalls speziell auf den Nordirland-Konflikt und seine Auswirkungen ausgerichtete Führungen. Auch in modernen Unterhaltungsmedien spielen die „Troubles“ immer wieder eine Rolle. Zu den neuesten Filmen und Serien, die sich dem Alltag in Zeiten des Nordirlandkonflikts widmen, zählen die zwischen 2017 und 2021 produzierte Serie Derry Girls sowie der 2021 erschienene Filme Belfast von Star-Regisseur Kenneth Branagh.
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Hintergrund
Das Museumsprojekt in Derry~Londonderry ist Teil einer 2,8 Millionen Pfund teuren Neuentwicklung des Gasyard Centre im Stadtbezirk Bogside. Es wurde aus Fördergeldern des National Lottery Heritage Fund des Vereinigten Königreichs finanziert und von der Stadt Derry~Londonderry und dem Strabane District Council umgesetzt. Auch für Belfast plant eine Freiwilligen-Initiative die Einrichtung eines Museums, das an die Zeiten der irischen „Troubles“ und den Friedensschluss erinnern soll. Das Museum of the Troubles and Peace ist allerdings noch im Konzeptionsstadium. Auf der Website des Projekts befinden sich dafür Mitschnitte von Fach-Vorträgen und spannende Online-Ausstellungen mit Einblicken in die prägende Zeit für die irische Insel.
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Schlagwörter: Nordirland | Geschichte | Museum | Neueröffnung
(30.07.2024-sk)
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